In diesem Sommer war unser Reiseziel die wunderschöne Ostsee mit ihren stürmischen Küsten und ausgedehnten Wäldern und Feldern.
Die Gruppe hat sich Samstagmorgen auf den weiten Weg in den Norden Deutschlands gemacht und kam nach einigen Staus und Verzögerungen am Abend auf dem Campingplatz an. Der Jugendbereich dort begrüßte uns mit lauter Musik und heiteren jungen Menschen. Im Regen und kurz von Einbruch der Dunkelheit wurden die Zelte aufgestellt um dann erschöpft die erste Nacht unter dem Sternenhimmel zu schlafen.
Die nächsten Tage entschädigten uns alle für die Anstrengungen der Anreise und waren sonnig und perfekt zum Baden und Entspannen am Meer. Die Jugendlichen verbachten die meiste Zeit am weitläufigen Strand und staunten über die Schönheit der deutschen Küste. Zum Abend wurde selbst gekocht und im Camp an manchen Abenden bis spät in die Nacht Karten gespielt.

Einige Highlights der nachfolgenden Tage waren die Ausflüge zu Karls Erlebnisdorf, mit Attraktionen für Jung und Alt, in die nahegelegene Hansestadt Rostock und für einen Tag nach Stralsund. Diese Stadt bietet fotogene Sträßchen und einen schönen Hafen. Eine Besonderheit war das“ Ozeaneum“ indem die Fauna und Flora der Nord- und Ostsee gezeigt wird und lebendige Tiere bestaunt werden können.
Für die Gruppe ist es bereits Tradition zum Abschluss der Freizeit Essen zu gehen und so machten wir uns mit einem kurzen Fußmarsch, am letzten Abend in den Ort Graal-Müritz, auf. Wir durften an diesem Abend leckere Speisen genießen.
Regen hat uns im Norden empfangen und wollte uns scheinbar auch wieder verabschieden und so regnete es am Tag vor unserer Abreise erneut. Doch mit vereinten Kräften war unser Camp schnell abgebaut und wir erreichten alle erschöpft nach der langen Fahrt aber glücklich die Heimat.

Stefanie Gleiß (Praktikantin)

Warum unsere Freizeiten nicht nur Urlaub für die Jugendlichen sind:
Eine Campingfreizeit ist für die meisten Jugendlichen unserer Wohngruppe eine große Herausforderung. Nicht nur das die Mehrheit noch nie in einem Zelt geschlafen hat, geschweige denn ein Zelt aufgebaut hat. Nein, es fing dabei an, die Komfortzone des eigenen Zimmers (inkl. eigenes Bad) zu verlassen. Ankommen auf einem fremden Platz, zusammen zu arbeiten, um das Zelt aufzubauen, Schlafsack, Isomatte und Gepäck unterzubringen und dann noch jederzeit Taschenlampe und Regenjacke griffbereit zu haben.
Auch das Handy zu laden bedurfte, bei begrenzter Zahl an Steckdosen, einiger Absprachen. Noch dazu war der Empfang auf dem Campingplatz sehr schwankend, was für einige junge Menschen die größte „Entbehrung“ darstellte.
Mehrere Tage in der Natur zu verbringen verlangt auch, sich angemessen zu kleiden, sich vor Regen, Sonne, Kälte und Insekten zu schützen.

Das gemeinsame Kochen ist auch so ganz anders , als in der gut ausgestatteten Küche der Wohngruppe. Hier konnten die Jugendlichen die Erfahrung machen, dass man auch mit einfachen Mitteln, gesunde und leckere Gerichte kochen kann und man sich beim Campen nicht zwangsweise von Dosen-Ravioli ernähren muss. Das Spülen mit der Hand, der Fußmarsch zur Sanitäranlage oder zum Wasserhahn, die Abwesenheit eines Kühlschrankes waren auch sehr gewöhnungsbedürftig für die Jugendlichen, die es gewohnt sind, stets alles zur Verfügung zu haben und nun damit zu Recht kommen mussten, dass sich das „Camperdasein“ auf das Wesentliche reduziert.

Der ein oder Andere erlebte den Trubel des Jugendbereiches der Campinganlage gelegentlich als zu anstrengend. Auch hier musste man aktiv seine Ruheoase suchen, ob am Strand oder auf einer Radtour durch den angrenzenden Wald. Manche Jugendliche gingen auch körperlich an ihre Grenzen, als sie seit Jahren mal wieder in die Pedale traten oder auch per pedes Strecken zurücklegten, die sie sich nicht zugetraut hätten.
Insgesamt standen auf der dieser Freizeit Kooperation, Rücksichtnahme, die Übernahme von Verantwortung für die eigenen Bedürfnisse, sowie ein großer Teil das Erleben von Selbstwirksamkeit im Vordergrund.

Christiane Singer (stellv. Fachbereichsleitung)